Erklärung_4
Lebensphasen und ihre Auswirkungen auf die Haardicke
Die Haardicke und der Haarstruktur verändern sich während unserer gesamten Lebensspanne. Verschiedene Lebensphasen unseres Lebens sind mit charakteristischen Veränderungen der Haardicke verbunden, die durch genetische, hormonelle und umweltbedingte Faktoren beeinflusst werden.
4.1 Kindheit
Bereits vor der Geburt beginnt die Entwicklung der Haarfollikel im Fötus. Das Haar eines Kindes im Mutterleib, oft als "Lanugo" bezeichnet, ist extrem weich und fein, dünn, extrem dünn, unpigmentiert und marklos. Die Frühbehaarung verschwindet meist mit der Geburt. Im Laufe der ersten Lebensmonate bis Jahre wird dieses zarte Flaumhaar des Kleinkindes durch dickeres Haar (Terminalhaar) ersetzt.
Während der vorpubertären Phase bilden sich die Vellushaare. Dies sind kurze, sehr dünne, marklose und überwiegend flaumige Haare ohne Pigmente. Man findet sie im gesamten Körper, an Füßen, im Gesicht, an den Händen und bilden quasi den größten Teil der Körperbehaarung. Bis zur Pubertät und wenn das Haar anschließend in das Terminalhaar überwechselt.
Terminalhaare sind z.B. Haare des Kopfes, Wimpern, Augenbrauen, Bart-, Nasen- und Ohrenhaar. Terminalhaare sind bei einem heranwachsenden Kind als dicker zu bezeichnen. Sie bilden eine individuelle personencharakteristische Pigmentierung und bilden den Kanal für das Haarmark. Später ist das Terminalhaar das erwachsene, kräftige, vollständig pigmentierte und ausgebildete Haar. Sie können sehr lang wachsen wie man das von der Kopfbehaarung her kennt.
Schon während der Kindheitsphase und der Zeit der Erwachsenwerden kann man sehr gut erkennen und selbst mitverfolgen, wie Haare Jahr für Jahr dicker werden können.
4.2 Erwachsenenalter
In der Pubertät und während des Erwachsenenalters kann sich das Haar weiter verändern. Hormone, insbesondere Androgene, beeinflussen die Haardicke und -struktur. Ein ausgewogener Ernährungszustand und Umweltfaktoren wie Sonneneinstrahlung oder chemische Belastungen können ebenfalls die Haarqualität beeinflussen.
Die Haardicke kann oftmals durch falsch verstandene Haarvorsorge verändert werden und zusätzlich sogar zu Haarausfall führen.
Es gibt ebenso keine Beweise, dass niedrige Zinkkonzentrationen z.B. Haarausfall verursachen würden, so eine weit verbreitete Ansicht.
Ein Einfluss auf Haarausfall und somit zwangläufig auch auf die Haardicke kann eine übermäßige Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln sein. Es wird deshalb nicht empfohlen diese Mittel unkontrolliert und nachgewiesener Mangel einzunehmen.
Quelle: Rushton, D. H. (2002). Nutritional factors and hair loss. Clinical and experimental dermatology, 27(5), 396-404.
https://doi.org/10.1046/j.1365-2230.2002.01076.x
4.3 Alter
Während des Alterungsprozesses nimmt die Anzahl der Haarfollikel ab. Das Haar wird oft dünner, brüchiger und verliert an Pigmentierung, was zum Ergrauen führt. Ein Faktor hierbei ist der Rückgang von Östrogen z.B. bei Frauen nach der Menopause, der die Haarfollikel beeinflussen kann.
Quelle: Archana Singal, Sidharth Sonthalia, Prashant Verma (2013). Female pattern hair loss. Indian J Dermatol Venereol Leprol 2013;79:626-640
Department of Dermatology and STD, University College of Medical Sciences and GTB Hospital, University of Delhi, Delhi, India
https://ijdvl.com/female-pattern-hair-loss/
Im Alter hat das Haar kaum noch eine Chance von sich aus, ohne Unterstützung, für mehr Haardicke zu sorgen.
4.4 Wechseljahre
Die Wechseljahre sind eine Zeit signifikanter hormoneller Veränderungen, die sich auch auf die Haarstruktur, Haardichte und die Haardicke auswirken können. Ein Rückgang des Östrogens oder eine Änderung des männlichen Sexualhormons kann zu einer Veränderung im gesamten Haarbereich führen.
Zitat: "Ein gewisser Haarausfall mit zunehmendem Alter ist sowohl bei Männern als auch bei Frauen unvermeidlich. Der genaue zugrunde liegende Mechanismus ist nicht genau verstanden. Obwohl genetische Faktoren bei der Entstehung der androgenetischen Alopezie eine Rolle spielen, kann der Ausgang bei einem einzelnen Patienten anhand der Familienanamnese nicht zuverlässig vorhergesagt werden. Bei Männern beginnt die Glatzenbildung tendenziell früher und entwickelt sich nach bekannten Mustern. Frauen haben einen diffuseren Haarausfall, der häufig nach der Menopause auftritt...."
Quelle: MB Rubin (1997). Androgenetic alopecia. Battling a losing proposition. National Library of Medicine.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/9270705/
4.5 Einfluss von Medikamenten im Alter
Verschiedene Medikamente, die im Alter häufiger eingenommen werden, können ebenfalls Einfluss auf die Haardicke und die Haargesundheit haben. Beispiele hierfür sind Betablocker, Antikoagulanzien (Blutverdünner) und Medikamente gegen Hypercholesterinämie (Fettstoffwechselstörung, erhöhte Blutfettwerte) oder gegen Bluthochdruck.
Quelle: Terry Graedon, PhD,. The peoples pharmacy (2028). Hair Loss Side Effect from Beta Blockers Is Devastating.
https://www.peoplespharmacy.com/articles/beta-blockers-hair-loss-side-effect-is-devastating
Quelle: P M van den Bemt, C C Brodie-Meijer, R M Krijnen, C Nieboer (1999). Drug induced alopecia. National Library of Medicine.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/10368719/
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Haardicke und die Haarstruktur im Laufe des Lebens durch eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst werden. Insbesondere genetische, hormonelle und umweltbedingte Faktoren spielen hierbei eine entscheidende Rolle. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass individuelle Variationen bestehen und nicht jeder die gleichen Veränderungen im gleichen Maße erlebt.